Organisation des Feuerlöschwesens in Schleswig-Holstein Ende des 19. Jahrhunderts

  Zwischen 1861 und 1873 wurden in Schleswig-Holstein 17 Freiwillige Feuerwehren gegründet. 1874 schloss man sich im "Unterverband Schleswig-Holstein" des Niedersächsischen Feuerwehrverbandes zusammen, und bereits 1877 wurde der Verband selbständig.

  Am 4. Juni 1883 stellte die Provinzial-Regierung einen "Feuerlöschinspektor" ein. Er sollte die Bildung weiterer Feuerwehren anregen, den sich entwickelnden Brandschutz koordinieren und die Wehren bei der Fortbildung unterstützen. Erster Inspektor wurde Anton Wernich. Seine Leistungen wie auch jenen des späteren Landesbranddirektors A. Schmiedel können für die Entwicklung des Feuerlöschwesens nicht hoch genug eingeschätzt werden.

  Im Februar 1887 wurde ein "Normal-Statut für die Freiwilligen Feuerwehren in der Provinz Schleswig-Holstein" (Mustersatzung) veröffentlicht und am 19. Juli desselben Jahres eine "Allgemeine Verfügung betreffend die Anschaffung neuer Feuerspritzen". Die Spritzen mussten genauen Normen entsprechen und erst nach einer technischen Abnahme durch den Feuerlöschinspektor durften sie übernommen werden.

  Am 30. Juni 1889 erschien die "Polizeiverordnung betreffend das Feuerlöschwesen auf dem platten Land" sowie den dazugehörigen Ausführungsbestimmungen und Dienstanweisungen.

  Danach war in jeder Gemeinde eine "Brandwehr" einzurichten. Sie bestand aus den männlichen Einwohnern der Gemeinde vom 16. Bis 60. Lebensjahr sowie den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr sofern vorhanden. Letztere bildete einen selbständigen Teil der Brandwehr. Zur Führung der Brandwehr wurde ein Brandmeister ernannt, die war in der Regel der Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr.

  In der Verordnung war auch die "Spannpflicht von Gespannhaltern" sowie die nachbarschaftliche Löschhilfe im Umkreis von 7,5 km geregelt.

vor 1898

Brandschutz in der preußischen Landgemeinde Friedrichsgabe

     Eine erstmalige Erwähnung über den Brandschutz findet sich in dem Protokoll der Gemeindevertretung der Gemeinde Bilsen vom 22. März 1893. Dort heißt es unter dem Tagesordnungspunkt 2. Abgabe der hiesigen Spritze an die Gemeinde Friedrichsgabe: "Ferner wurde durch die Gemeindevertreter beschlossen, der Gemeinde Friedrichsgabe die alte Spritze ohne alle Ansprüche bei Eintreffen der neuen Spritze zu überlassen. Hinrich Thiessen und Hinrich Behnke sind zur Vollziehung des Beschlusses ermächtigt."

  Die Gemeinde Bilsen erhielt dann noch im selben Jahr ihre neue Spritze. Ob die alte Spritze dann wirklich zur "Brandwehr" nach Friedrichsgabe kam, geht aus den Unterlagen leider nicht eindeutig hervor.

Gründung der FF Friedrichsgabe

  Da offenbar die gesetzlich vorgeschriebene "Brandwehr" zur wirksamen Bekämpfung eines Feuers nicht ausreichte (nur geringes Interesse der Verpflichteten) und wohl auch auf Drängen der Behörden, sahen die hiesigen Bürger sich veranlasst, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Sie sollte zunächst aus 25 Mann bestehen.

Erste Protokollbuchseite aus dem Jahr 1898

Die Gründungsversammlung fand am 10. März 1898 statt.

  Folgende Männer traten der Wehr bei:

  H. Dedler, Johs. Schatzschneider, Hinr. Wenzel, Hinr. Harms, Hinr. Lutter, Peter Hertel, Joh. Schröder, E. Hamer, Hinr. Kummerfeldt, Hinr. Lüdemann, Johs. Hübener, Heinr. Hake, Joch. Förster, Aug. Hübener, Hinr. Börner, Hinr. Kock, Hinr. Wittorf, Joa. Kummerfeldt, Joa. Brandt, Willi Lüdemann, Aug. Brandt und Adolf von Appen. Zu ihrem Hauptmann wählten sie Heinr. Dedler, als dessen Stellvertreter Hinr. Lutter, als Kassierer und Schriftführer den Lehrer E. Hamer. Als Führer wurden Hinr. Kummerfeldt und Aug. Brandt und als Spritzenmeister Hinr. Harms gewählt.

1898
Gründung der FF Friedrichsgabe

  Da keine Löschgerätschaften vorhanden waren, erbat man Zuschüsse dafür bei der Landesbrandkasse. Die Lieferung der Ausrüstungsgegenstände wurde dem Kaufmann Ahrendt in Quickborn übertragen. Die Ausrüstung stellte sich wie folgt zusammen:
25Helme66Mark
25Joppen (Jacken)308"
8Steigergurte39"
10Einfache Gurte24"
6Steigertaue21"
6Beile mit Ledertasche27"
2Dachleitern16"
2Ansatzleitern25"
2Haltehaken7"
4Nebelhörner14"
1Schlauchhalter1"
Abzeichen für Führer24"
1Spritze mit 75 m Hanfschlauch  872,50"


  Insgesamt wurden die Ausrüstungskosten der Freiwilligen Feuerwehr mit 1.460,50 Mark angegeben. Hiervon übernahm die Landesbrandkasse 475 Mark, den größeren Teil die Gemeindekasse.

  Auch ein Spritzenhaus wurde sofort gebaut. Dieses errichtete der Zimmermann Fr. Schumacher für 400 Mark.

  Die finanziellen Aufwendungen zur Einrichtung der Freiwilligen Feuerwehr waren verhältnismäßig hoch, denn viele Gemeinden erreichten in der damaligen Zeit in ihrem Haushaltsbudget kaum 2.000 Mark. Sofort trat die Wehr auch dem Kreisverband Pinneberg bei, dessen Vorsitzender der Hauptmann Carl Roth aus Blankenese war.

Die erste Ausrüstung und erstes Spritzenhaus



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